Im Tivolini wird am Sonnabend, den 29.10, der Film „Aus dem Tagebuch eines Landpfarrers“ gezeigt. Dieser Film von 1951 stellt in zweifacher Hinsicht eine Besonderheit dar: Er ist eine Wiederentdeckung eines weitgehend vergessenen Filmes und in seiner faszinierenden Reduktion ein kluges Gegenbild zur aktuellen Aufgeregtheit.
Der Film basiert auf der gleichnamigen Romanvorlage von Georges Bernanos und beschreibt die Erwartungen und Widerstände in einer kleinen nordfranzösischen Dorfgemeinde, die einen jungen Geistlichen zunehmend isolieren und schließlich scheitern lassen. Sein inniger Glaube bleibt ohnmächtig gegenüber der schwerfälligen Wirklichkeit menschlicher Bedürfnisse und Sehnsüchte. Die Handlung spielt in der Provinz Artois, jener Region, die vor dem ersten Weltkrieg durch die Industrialisierung zu einigem Wohlstand kam, dann im ersten Weltkrieg weitgehend zerstört wurde und Anfang der 30er Jahre von einer kontinuierlichen Strukturkrise geprägt ist. Der Film ist geprägt von einer intensiven Bildsprache, die unaufdringlich das stumpfe Leben im ländlichen Raum und das Dilemma des jungen Priesters veranschaulicht.
Vorab gibt es an diesem Filmabend ein einführendes Gespräch zwischen Uwe Hüttmann und Norbert Ahlers. Beide gehörten seinerzeit zum Team der Vareler Literaturtage 2016 (F. Hardekopf) und 2017 (K. Storm) und mit diesem Film möchten sie einen neuen Impuls in der literarisch interessierten Szene Varels geben.